Als Folge einer Chemotherapie kann es zu einer Neutropenie mit oder ohne Fieber kommen. Die febrile Neutropenie (FN) und die damit verbundenen Infektionen können die Patienten erheblich beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zu Sepsis und Tod führen. Zudem erfordern sie in manchen Fällen eine Dosisreduktion der Chemotherapie und/oder verzögern den Therapiezyklus.1Die Gabe Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktoren (G-CSF) kann das Risiko für Neutropenien senken und die Dauer der Beschwerden verkürzen.2
Die European Society of Medical Oncology (ESMO) definiert die FN als „oral gemessene Temperatur von 38,3°C oder zwei aufeinanderfolgende Messungen von >38°C über einen Zeitraum von zwei Stunden sowie eine absolute Zahl von neutrophilen Granulozyten von <0,5 × 109/l bzw. einen erwarteten Abfall der Neutrophilenzahl auf <0,5 × 109/l.3
G-CSF sind zugelassen für die Verringerung der Inzidenz febriler Neutropenien und Verkürzung der Dauer der Neutropenie bei malignen Krankheiten (außer bei chronischer myeloischer Leukämie, CML, und beim myelodysplastischen Syndrom, MDS) mit zytotoxischer Chemotherapie sowie zur Verkürzung der Dauer der Neutropenie infolge myeloablativer Chemotherapien. Der prophylaktische Einsatz von G-CSF richtet sich nach dem individuellen Risiko des Patienten, eine febrile Neutropenie zu entwickeln.4
Vor allem ältere Patienten haben ein höheres Risiko, nach einer Chemotherapie eine Neutropenie zu entwickeln. So wurde besonders bei Patienten über 70 Jahre eine erhöhte Rate an Infektionen festgestellt. Die aktuellen Leitlinien benennen ein Alter über 65 Jahre und Komorbidität als Risikofaktoren, um auch bei Chemotherapie mit einem mittleren FN-Risiko prophylaktisch G-CSF einsetzen zu können (Tab. 1).5 Komorbiditäten, die das Neutropenierisiko signifikant steigern, sind COPD, Herzinsuffizienz, HIV-Infektion, Autoimmunkrankheiten, peptische Ulzera, Niereninsuffizienz und Schilddrüsenerkrankungen.6 Ein erhöhtes Risiko liegt zudem vor bei einem schlechten Performance-Status (ECOG >1), Anämie (Hämoglobin <12 g/dl), Lymphozytopenie (<700/μl), Hypalbuminämie (<35 g/dl) und Hyperbilirubinämie.7 Ebenso beeinflussen frühere Chemotherapien und eine vorangegangene Strahlentherapie das FN-Risiko.7, 8 Außerdem spielt natürlich auch das Therapieregime selbst eine große Rolle, wenn es darum geht, das FN-Risiko zu bestimmen. Zu den wichtigsten Faktoren gehören der Chemotherapie-Typ und die Dosisintensität. Kombinationschemotherapien erhöhen das Risiko im Vergleich zu Monotherapien, ebenso die Therapie mit stark myelotoxischen oder schleimhauttoxischen Zytostatika.9 Ausgehend von den Risikofaktoren wurden fünf Risikokategorien für das Auftreten einer FN definiert, die sich in den gängigen Leitlinien der verschiedenen internationalen Gesellschaften etabliert haben (Tab. 2).
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